Wie du dich selbst korrigierst und warum es dich am Deutschlernen hindert #Thema (Podcast S01E19)
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Skript und Notizen
Intro
Die Selbstoffenbarung der Episode
Ich habe einmal eine Rucksacktour durch Irland gemacht. Es ist herrlich grün dort! Die Leute sind unglaublich hilfsbereit und freundlich.
Intromusik
Begrüßung
Hallo, liebe Deutschlerner, Mitschüler und Genießer des Lebens. Ich bin Mark und du hörst gerade den Authentic German Learning Podcast, Episode 19!
Heute reden wir darüber, wie du dich selber korrigierst und warum es dich vielleicht beim Deutschlernen blockiert. Viel Erfolg und vor allem viel Spaß beim Deutschlernen!
Hauptteil
Dies ist eine wichtige Episode, denn heute sprechen wir über einen Fehler, den viele Leute machen und der sie daran hindert, eine Sprache fließend zu sprechen.
Ein Bekannter von mir lernte Französisch; er kannte viele Vokabeln und er hat sehr viele Grammatikregeln studiert. Aber er konnte nicht fließend sprechen.
Immer, wenn er Französisch sprach, geriet er ins Stocken, d. h. er machte viele Pausen. Er sagte ein paar Wörter, überlegte, sagte noch ein paar Wörter, überlegte wieder und so weiter.
Er ist sehr, sehr intelligent und konnte sich vieles von dem, was er lernte, gut einprägen. Trotzdem gelang es ihm nicht, fließend Französisch zu sprechen. Es war sehr frustrierend für ihn.
Woran lag dies? Warum konnte er nicht fließend sprechen?
Wie wir Sprachen lernen
Um dies zu erklären, müssen wir uns damit beschäftigen, wie wir Sprachen lernen.
Wir lernen und wir erwerben eine Sprache. Ich habe den Unterschied in Episode 13 erklärt: Wir lernen bewusst, indem wir Vokabeln und Grammatikregeln auswendig lernen. Wir erwerben die Sprache unbewusst, indem wir viel hören und lesen und so in die Sprache eintauchen.
Angenommen, du lernst Vokabeln, lernst deutsche Grammatikregeln und erwirbst die Sprache, indem du viel hörst.
Wenn du nun selber Deutsch sprechen möchtest, kommen dir die Wörter in den Sinn, die du erworben hast – nicht die Wörter, die du auswendig gelernt hast, sondern die, die du erworben hast.
Die auswendig gelernten Wörter und das abstrakte Grammatikwisssen hilft dir dabei, dich selbst zu korrigieren.
Prof. Krashen nennt dies die „Monitor hypothesis“, kurz gefasst: Abstraktes Grammatikwissen ist nur fürs Beobachten verfügbar. Das heißt: Das Auswendiglernen von Grammatikregeln wird dir nur dabei helfen, das zu beobachten und zu korrigieren, was du sagst und was du schreibst.
Er sagt, diese Hypothese sei für jeden wahr. Natürlich gibt es individuelle Variationen, aber im Allgemeinen ist sie wahr.
Der Beobachter
Sprachwissenschaftler haben sich ein Konzept ausgedacht, dass sie den Beobachter oder auf Englisch „monitor“ nennen. Der Beobachter ist ein Konzept, eine Vorstellung davon, wie wir uns selber korrigieren.
Im Prinzip beobachtet der Beobachter, welche Sätze uns in den Sinn kommen und korrigiert sie. Damit das klappt, müssen wir allerdings
- die Regel kennen,
- genügend Zeit haben,
- und Interesse daran haben, Fehler zu korrigieren.
Voraussetzung 1: die Regel kennen
Lass uns das nochmal langsam durchgehen. Um den Beobachter zu nutzen, um uns selber zu korrigieren, müssen wir die Regeln kennen.
Dies ist, wie gesagt, der einzige Nutzen von abstraktem Grammatikwissen.
Damit ist Grammatikwissen immer noch wichtig, aber nicht wesentlich. Grammatik sollte nicht im Mittelpunkt stehen.
Voraussetzung 2: genügend Zeit haben
Das ist das Problem mit dem Beobachter: Man braucht Zeit!
Wenn ich mich mit jemandem unterhalte, wenn ich mit jemandem spreche, dann habe ich nicht die Zeit, lange zu überlegen.
Wenn ich jedoch schreibe, dann habe ich alle Zeit der Welt. Deshalb ist der Beobachter eher fürs Schreiben nützlich.
Voraussetzung 3: Interesse an Korrektur
Klar: Wenn du dich nicht korrigieren möchtest, dann benutzt du auch nicht den Beobachter.
Selbst wenn wir uns selber korrigieren, dann können wir laut einer Studie nur 7 bis 50 Prozent unserer eigenen Fehler korrigieren.
Deshalb ergibt es Sinn, den Beobachter nicht allzu oft zu benutzen.
Die Falle!
Warum hatte mein Bekannter so viele Probleme? Nun, er hat den Beobachter zu viel benutzt. Wenn man zu sehr damit beschäftigt ist, seine eigenen Fehler zu korrigieren, dann zögert man zu viel und hat Schwierigkeiten, an Gesprächen teilzunehmen.
Vielleicht benutzt du den Beobachter auch zu viel? Vielleicht traust du dich nicht, einfach zu sprechen? Vielleicht hast du Angst davor, Fehler zu machen?
Ich denke, oft machen wir weniger Fehler, als wir denken. Und selbst wenn: Solange wir verstanden werden, sind ein paar Fehler gar nicht so schlimm. Aber wenn wir zu viel zögern, dann können wir gar nicht kommunizieren.
Wir sollten also vermeiden, uns ständig zu kontrollieren.
Andersrum ist es aber auch nicht gut: Wir sollten den Beobachter schon nutzen. Wenn wir den Beobachter nutzen können, sollten wir das tun.
Am besten, wir nutzen den Beobachter immer, wenn wir genügend Zeit haben. Das, was wir auswendig gelernt haben, sollte das unterstützen, was wir erworben haben.
Insofern ist mein Rat: Mach dir keine Sorgen über die Fehler, die du machst. Sprich einfach und korrigiere nur Fehler, wenn du dafür nicht zu lange überlegen musst.
Höre und lies viel Deutsch, sodass du mehr von der Sprache erwirbst. Wenn du mehr erwirbst, dann machst du auch weniger Fehler.
Schluss
Das war’s für heute.
Bitte schreibe einen Kommentar auf der Webseite und sage mir, was dir am meisten gefallen hat.
Ich bin Mark, dein Deutschlehrer und Mitschüler des Lebens.
Mit Sicherheit wirst du die deutsche Sprache meistern. Ich bin fest davon überzeugt, dass du Deutsch lernen kannst. Du kannst es schaffen, da bin ich mir sicher!
Bis zum nächsten Mal. In der nächsten Themenepisode werden wir darüber sprechen, dass du absolut keine Schritte auslassen kannst, wenn du Deutsch lernst. Bis bald!
Outro
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