Video: What Is Nonviolent Communication? | Interview With Andrea

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Transcript

Hallo, liebe Deutschlernende!

Heute haben wir etwas ganz besonderes für euch und zwar geht es heute um GFK und ich mache ein Interview mit Andrea.

Die Andrea, die beschäftigt sich schon seit einigen Jahren mit GFK (mit Gewaltfreier Kommunikation) und sie macht auch Workshops und an einen diesen Workshops nehme ich teil und das gibt mir wirklich sehr, sehr viel.

Also ich lerne sehr viel dabei und ich habe auch mitgekriegt, dass ich mich immer sehr gehört fühle und verstanden, wenn ich zu diesen Workshops gehe und das bringt mir total viel.

Deswegen wollen wir heute über GFK reden.

Was ist GFK und was heißt diese Abkürzung?

GFK heißt Gewaltfreie Kommunikation, wie du schon gesagt hast.

Der Marshall Rosenberg, der vor kurzem verstorben ist, hat sich das ausgedacht und er war selber nie so ganz glücklich mit der Bezeichnung, mit dem Namen.

Das hat sich aber irgendwie so durchgesetzt.

Man könnte eigentlich eher von bedürfnisorientierter Kommunikation sprechen, also nicht unbedingt von Gewaltfreier Kommunikation.

Bedürfnisorientierte Kommunikation - was heißt das?

Was kann man sich darunter vorstellen?

Bedürfnisorientierte Kommunikation, das klingt ja interessant.

Bei der Gewaltfreien Kommunikation geht es ganz viel um Bedürfnisse und Gefühle.

Es geht darum, nicht so sehr dir zu sagen, warum du doof bist oder warum ich gerade unglücklich bin mit irgendetwas, was du tust, sondern es geht mehr darum zu sagen, wie es mir geht und was mir fehlt oder was ich mir wünsche.

Dass man sich erstmal auf sich konzentriert, “Was geht bei mir vor?“ und dann erst… Genau, also das Schöne an dem Begriff Gewaltfreie Kommunikation ist, dass alle dann fragen:

“Was ist denn das?

Lernt man dann friedlich kommunizieren?“ Das ist wiederum ganz fein, dass man gleich eine Gelegenheit hat, darüber zu sprechen, wie gewaltvoll wir tatsächlich oft kommunizieren.

Gewaltvoll jetzt im Sinne, dass man barsch wird, dass man lauter wird?

Meinst du so im Sinne von gewaltvoll?

Auch, aber auch leise Vorwürfe, kleine bittere Sticheleien.

Am Ende ist alles gewaltvoll, was im Prinzip nicht dazu dient, dass wir uns verstehen können und alles, was mit Manipulation, mit Abwertung, mit ganz vielen Arten miteinander zu reden, die am Ende dazu führen, dass wir beide unglücklich sind, dass wir uns beide zurückziehen und darüber nachdenken, wie doof die Welt ist.

Dass wir sozusagen versuchen, eine Situation zu schaffen, wo wir beide gewinnen, wo wir beide glücklich sind mit der Situation.

Genau! Und das kann nach einem sehr großem Versprechen klingen.

Es ist nicht so, dass du Gewaltfreie Kommunikation machst und plötzlich löst sich alles in Wohlgefallen auf.

Nur ich kann schon sagen, durch die Jahre oder in den Jahren, in denen ich das mache, gelingt es mir immer besser, wirklich zu sagen, worum es mir geht und was ich brauche und das erhöht die Chance, dass ich es bekomme, enorm!

Nicht immer - nur es wird wirklich besser, weil ich mich mehr darauf konzentriere:

Was ist eigentlich los? Was will ich?

Ich werde auch viel klarer. Ich sage nämlich das, worum es wirklich geht und sage nicht so:

Irgendwie so hätte ich gerne was anders und du bist ja auch immer so oft weg.

Stattdessen sage ich: “Hey, ich merke:

Es fehlt mir, Zeit zu haben in Ruhe.

Mir ist das Bedürfnis nach Kontakt wichtig.

Ich fände es schön, wenn wir uns einmal pro Woche verabreden.

Was sagst du dazu, hast du dazu auch Lust?“ Genau, und dann kann ich das viel besser auch wahrnehmen und viel besser entscheiden.

Okay, das ist ein Angebot an mich.

Dann habe ich dann auch mehr Lust, als wenn dann so kommt:

“Wir müssen uns aber [treffen]!“ oder “Ich fühle mich jetzt unglücklich.“ Genau, also viel, viel offener und ich würde auch sagen viel ehrlicher.

Und das Gewaltfreie ist für mich ganz elementar und da wird es wirklich schwierig, dass ich wirklich auch offen dafür bin, dass du sagst:

“Einmal die Woche schaffe ich nicht. Es ist zu viel.

Und wir gucken, vielleicht könne wir skypen.“ In der Regel - oft passiert sowas wie:

Du hörst mich und wir bekommen neue Ideen.

Anstatt uns Vorwürfe zu machen, bleiben wir irgendwie weicher und kreativer.

Und es ist auch so:

Wenn dann mein Bedürfnis nicht erfüllt wird durch eine bestimmte Person, dann bin ich mir zumindest klar, dass das der Fall ist dann kann ich versuchen, dieses Bedürfnis vielleicht auch anders zu erfüllen.

Das ist das Schöne und das gewaltfreie an der GFK, dass Freiheit ganz wichtig ist und dass ich eben wirklich nicht von dir etwas möchte, dass du mir gerade nicht geben willst, sondern dass ich wirklich daran interessiert bin, was du machst - freiwillig machst!

Ich will wirklich eben wissen: Was ist da bei dir?

Und ich will dir auch wirklich sagen: Was ist bei mir los?

Und meine Trainerin, meine Lehrerin hat mal ganz schön gesagt:

“Die Welt ist vergiftet mit unausgesprochenen Wünschen und Bitten. Die schwimmen überall um uns herum und vergifteten die Atmosphäre.“ Weil man sich deren nicht bewusst ist, weil man nicht klar ausspricht, was man wirklich will.

Genau, also vielleicht so ein klassischer Satz, den es zwischen Frauen und Männern oft gibt, ist die Frage: Was denkst du?

Und da beginnt es.

Ich glaube, eigentlich geht es in den meisten Fällen - oder ich kann von mir selber sprechen:

Als ich vor Jahren, diesen Satz gesagt habe, ging es mir eigentlich um Kontakt und die Wahrheit wäre gewesen, zu sagen:

“Ich fühle mich gerade ein bisschen einsam.

Ich habe das Gefühl, da ist so eine Distanz zwischen uns und ich hätte gerne Kontakt.“ Das ist etwas ganz anderes als: “Was denkst du?“ Ja, und die Standardantwort bei manchen Leuten ist: “Nichts!“ Genau, und dann habe ich mich noch einsamer gefühlt.

Wow!

Also nochmal kurz die Hauptprinzipien:

Wirklich bedürfnisorientiert zu überlegen - was sind die Bedürfnisse und was sind auch die Bedürfnisse bei mir und wie kann ich die ehrlich kommunizieren?

Genau, also in der GFK hat man die berühmten vier Schritte.

Genau, die sind sehr interessant!

Ich würde noch einen fünften Schritt ergänzen.

Also, ich mach es mal ganz klassisch.

Der erste Schritt ist etwas, was ich beobachte, davon zu trennen, wie ich es bewerte oder interpretiere.

Das ist, glaube ich, ein ganz wichtiger Schritt an dem Ganzen - und auch ein sehr schwerer Schritt.

Haben wir da ein Beispiel?

Zum Beispiel: Du guckst mich ernst an und ich denke sofort:

“Marco findet das jetzt blöd, was ich sage.“ Die Beobachtung ist: Du guckst ernst.

Und meine Interpretation ist: Du findest es nicht gut.

Das heißt, es geht als allererstes darum, so ein Bewusstsein zu entwickeln:

Was kann ich wirklich beobachten, sehen?

Was tut jemand? Und wie deute ich das?

Und ich glaube, das ist ein sehr häufiger Grund für Missverständnisse, für Konflikte, für Entwicklungen, die zwei Menschen trennen:

dass ich ganz viel interpretiere, was eventuell gar nicht dahinter steckt.

Und ich überprüfe es nicht, sondern ich glaube, das ist so und dann gibt es einen Streit und erst dann, wenn man sich ausgesprochen hat, merkt man: “Oh, das stimmt ja gar nicht.“ Bei dem Beispiel wollte ich dir vielleicht sehr doll zuhören.

Ich wollte sehr konzentriert sein und deswegen habe ich so ein Stirnrunzeln und das wird dann eventuell aber so interpretiert, als würde ich das irgendwie als schlecht werten, was nicht der Fall ist.

Genau, das wäre so, dass ich das sozusagen als Beziehungsaussage über mich interpretiere und denke so: “Oh, Marco ist jetzt unzufrieden.“ Ich könnte es auch als Aussage über dich interpretieren und sagen: “Ist der unentspannt!“ Auch das könnte zu Problemen führen.

Das heißt, ich versuche wirklich zu trennen und meistens kann man GFK gut anwenden, wenn es einen Konflikt gibt.

Auch vorbeugen!

Wenn du mich gleich fragst, dann so: “Ich bin nur konzentriert.“ Also Schritt eins: Beobachtung.

Und Schritt zwei ist: eine Interpretation darüber haben und die zu trennen von der Beobachtung.

Das ist eigentlich schon der erste Schritt:

die Beobachtung und die Interpretation zu trennen.

Und dann der nächste Schritt?

Der nächste Schritt ist zu beobachten:

Was macht das mit mir?

Was habe ich vielleicht für Emotionen - auf die Beobachtung oder auf die Interpretation, je nachdem.

Wenn wir das getrennt haben, können wir schon zwei Wege gehen.

Meistens ist das Gefühl ja von der Interpretation.

Sehr oft. Genau, das heißt dann versuche ich, mich eher auf mich zu besinnen und zu erforschen:

Was fühle ich? Was löst das in mir aus?

Ich kann auch erforschen: Was empfinde ich im Körper, wenn ich mit Gefühlen mich nicht so wohl fühlen sollte.

Und dann kann ich versuchen, einen Weg zu finden:

Was brauche ich denn gerade?

Das ist Schritt Nummer vier? Nein, das ist Schritt drei.

Bei Schritt drei sind wir noch, okay.

Schritt drei ist dann bei Bedürfnis:

Was ist mein Bedürfnis, was ausgelöst wurde?

Also ich versuche, mir Gedanken zu machen über mein Gefühl: Was heißt mein Gefühl?

Welches Bedürfnis fehlt mir eventuell, weshalb ich jetzt dieses Gefühl habe?

Genau, und wir können mal bei dem Beispiel bleiben.

Du runzelst die Stirn und ich merke:

Da gibt es so einen kleinen Schreck in mir, eine Unsicherheit. Ich fühle mich ein bisschen irritiert und mein Bedürfnis ist, Klarheit zu haben im Moment - darüber, was das bedeutet.

Das heißt, ich brauche eine Information und vielleicht ist auch so ein Bedürfnis nach Akzeptanz oder Wertschätzung, dass ich sicher sein kann, dass alles in Ordnung ist zwischen uns.

Ja, wenn die erste Interpretation erstmal ist “Er guckt jetzt ganz skeptisch und findet er es vielleicht schlecht?“, dann will man natürlich auch akzeptiert werden und möchte das auch hören, dass es nicht heißt, dass ich dich nicht akzeptiere, sondern das heißt - eher im Gegenteil - dass ich sehr konzentriert zuhören möchte.

Genau, und das ist das Interessante!

Ich könnte denken, der ernsthafte Blick bedeutet, es gibt ein Problem.

In Wahrheit bedeutet es genau das Gegenteil, nämlich dass da jemand ganz interessiert ist und Wertschätzung hat für das, was ich sage.

Das heißt, der vierte Schritt wäre dann, dass ich das, was ich brauche, artikuliere und tatsächlich frage:

“Du, sag’ mal, ich habe gerade gesehen.

Du hast die Stirn gerunzelt und du guckst ganz ernst und ich kenne dich sehr freundlich und strahlend oft und deswegen bin ich ein bisschen irritiert.

Kannst du mir sagen, was das bedeutet, ob das irgendwas sagt, irgendwas kritisches bedeutet.“ Genau, und ich fand es ganz interessant, dass du auch mit der Beobachtung angefangen hast, wenn du sagst: “Ich sehe, du runzelst die Stirn.“ Du hast gesagt: “Ich sehe, du runzelst die Stirn“ und nicht “Du guckst böse.“ Da ist dann auch das Wichtige, dann auch mit dem Gegenüber so zu sprechen, dass man wirklich erstmal nur das sagt, was man beobachtet.

Sonst denke ich so: “Was? Ich gucke böse?“ Ganz genau, das ist so ein wichtiger Punkt, der die Tür offen lässt. Und wenn ich sagen würde:

“Du guckst gerade so kritisch“, dann wird es vielleicht einen Widerstand erzeugen und du würdest eher sagen:

“Ne, stimmt doch gar nicht!“ Vielleicht ist das auch so das Schöne an GFK, wenn es so im Leben ist, dass ich immer wieder so danach suchen kann: Wo habe ich ein “ja“ dazu, wo jemand anders auch ist.

Ein “ja“ zu mir (ich bin gerade irritiert) und ein “ja“ zu dir: Du hast das Recht, deine Stirn zu runzeln, so viel du willst!

Und wir können darüber sprechen, was das bedeutet.

Also mit “ja“ zu etwas sozusagen, meinst du, dass du es akzeptierst, wie es ist.

Ja, erstmal das, was du tust so wahrnehmen und eben meine Interpretation weglassen.

Das führt meistens zu so einer Art “ja“ oder zu einer Akzeptanz, wenn ich eben die Bewertung weglasse und die erstmal überprüfe.

Ja, weil: Du könntest auch “nein“ sagen im Sinne von “Hör auf, so zu gucken!“ Genau, oder: “So habe ich jetzt keine Lust zu reden, wenn du mich so anguckst!“ Und du denkst so: “Hä? Was?

Worum geht es eigentlich?“ Du weißt gar nicht, worüber ich spreche.

Und ich fühle mich dann auch sehr akzeptiert, wenn du mit der Gewaltfreien Kommunikation so auf mich zugehst.

Ja, wenn wir wirklich bei den Beobachtungen bleiben und wenn ich dich auch um etwas bitte, was du verstehen kannst, etwas Konkretes.

Rosenberg spricht davon, dass wenn wir etwas von anderen Menschen wollen, muss es machbar sein.

Das heißt, ich kann nicht sagen:

“Ich brauche Akzeptanz! Akzeptiere mich!“ Und dann wirst du dir denken, “Okay, und was soll ich tun, damit du dich akzeptiert fühlst? Wie mache ich das?“ Genau, das heißt: Das Schöne daran ist, dass es sehr konkret ist, dass wir uns bemühen, sehr konkret zu sein.

Das Schwierige ist: Es ist nicht so einfach, immer zu spüren, was ich brauche oder wie ich mich fühle und das richtige Bedürfnisse zu finden.

Das heißt, es ist ein langer, langer Prozess.

Das stimmt, das ist nicht einfach.

Wenn wir jetzt unseren Deutschlernern einen Tipp geben können, den sie im Alltag anwenden können, welcher wäre das?

Nachfragen! Öfter mal nachfragen, ob eine Interpretation, die ihr habt, ob die stimmt.

Das ist, denke ich, ein guter Schritt, das mal zu machen, möglichst viel zu fragen.

Manche Menschen mögen das auch nicht, wenn man zu viel fragt.

Nur, wenn euch eine Beziehung wichtig ist, ist es, glaube ich, ein guter Weg, tatsächlich diese Beobachtung und die Interpretation zu trennen und vielleicht hin und wieder zu fragen:

“Mensch, gerade ist das und das passiert, habe ich das und das gemacht und du hast das und das gemacht - was bedeutet das? Ist das so?“ Super! Vielen Dank für das Interview.

Sehr gerne! Es hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich hoffe, du hast auch etwas gelernt, was mitnehmen kannst und ich werde mal ein paar Links auch hinzufügen, damit ihr euch weiter noch bilden könnt, noch ein bisschen mehr recherchieren könnt, weil:

Das ist natürlich ein sehr großes Thema.

Das war das und wir sehen uns morgen. Tschüss!

Na? Das hat Spaß gemacht! Ja! :D

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